Zur Rolle der Intellektuellen
- By : Web23273858
- Category : Hans Werner Richter Literaturtage

Zur Rolle der Intellektuellen in Literatur und Gesellschaft vor und nach 1989
Vom 14. bis 16. Nov. 2013 fand innerhalb der 6. Hans Werner Richter-Literaturtage in Bansin/Usedom die Tagung „Vom kritischen Intellektuellen zum Medienpromi? Zur Rolle der Intellektuellen in Literatur und Gesellschaft vor und nach 1989“ statt. Die Literaturtage 2013 wurden vom Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Univer-sität Gießen/Arbeitsbereich Neuere deutsche Literatur (Prof. Dr. Carsten Gansel/ Leitung) und dem Eigenbetrieb Kaiserbäder Insel Usedom (Dr. Karin Lehmann) in Verbindung mit der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft und dem Internationalen Christa-Wolf-Zentrum für Deutsche und Polnische Gegenwartsliteratur und -kultur ausgerichtet.
„Wo sind die Intellektuellen heute?“ lautete die am häufigsten an diesen drei Tagen gestellte Frage. Dass es in den 1950er und 1960er Jahren noch kritische Intellektuelle gegeben hat und die Gruppe 47 um Hans Werner Richter in ihrer Hochzeit als „Störfaktor“ funktionierte, das ist wiederholt betont worden. Und auch in der DDR haben Autoren bis 1989 ihre Aufgabe, ein kritisches Korrektiv der Macht zu sein, gerade unter Bedingungen einer ‘geschlossenen Gesellschaft’ wahrgenommen. Mit Blick auf gegenwärtige Entwicklungen fragten sich die Referenten, ob und in welcher Weise es nach 1989 zu einem „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ gekommen und wie es um jene bestellt ist, zu deren Aufgaben in Kunst und Literatur, in Universitäten, in den Medien es gehört, gegenwärtige Prozesse kritisch zu durchleuchten bzw. zu beobachten. Insofern zielten die Diskussionen auch auf eine kritische Sicht der Rolle des Intellektuellen in der Gegenwart. Herausgestellt wurde, dass die Ereignisse um 1989 zu einem grund-legenden Wandel im Handlungs- und Symbolsystem Literatur und zu einer veränderten Rolle des Intellektuellen geführt haben. Es hängt dies nicht zuletzt mit einer weiteren ‚Liberalisierung’ der politischen Öffentlichkeit zusammen wie – und dies wurde durchweg betont – mit den radikalen Veränderungen in einer Informations- und Mediengesellschaft. Bezug genommen wurde auf Jürgen Habermas Vorschlag, mit Blick auf Gegenwärtiges, dass „[…] die einzige Fähigkeit, die den Intellektuellen auch heute noch auszeichnen könnte, der avantgardistische Spürsinn für Relevanzen (ist). Er muss sich zu einem Zeitpunkt über kritische Entwicklungen aufregen können, wenn andere noch beim business as usual sind“.